Getto

Getto

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Get|to ['gɛto], das; -s, -s, Ghetto:
[von den übrigen Stadtvierteln abgetrenntes] Wohngebiet, in dem eine bestimmte Gruppe von diskriminierten Menschen wohnt:
im Getto leben.
Zus.: Ausländergetto, Judengetto.

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Gẹt|to 〈n. 15〉 oV Ghetto
1. 〈früher〉 abgeschlossenes Stadtviertel, bes. für Juden
2. Wohnviertel für Angehörige bestimmter sozialer Schichten
[<ital. ghetto; Herkunft umstritten]

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Gẹt|to, Ghetto , das; -s, -s [ital. ghetto, H. u.; viell. aus dem Hebr. od. aus ital. getto = Gießerei (wegen der Nachbarschaft des ersten in Venedig belegten Judenviertels zu einer Kanonengießerei, nach der dieser Stadtteil schon vorher geheißen haben könnte)]:
a) (früher) abgeschlossenes Stadtviertel, in dem die jüdische Bevölkerung abgetrennt von der übrigen Bevölkerung leben muss:
die -s von Warschau;
im G. leben;
b) (meist abwertend) Stadtviertel, in dem diskriminierte Minderheiten, Ausländer od. auch privilegierte Bevölkerungsschichten zusammenleben:
die -s der Schwarzen;
die Ausländer wohnen, leben hier in -s;
ein G. der Reichen, Alten, Homosexuellen;
c) bestimmter (sozialer, wirtschaftlicher o. Ä.) geistiger od. seelischer Bezirk, aus dem sich jmd. nicht entfernen kann.

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Gẹtto,
 
Ghẹtto [ge-; italienisch, Herkunft umstritten, vielleicht von hebräisch ghet »Absonderung« oder von italienisch getto »Gießerei« (nach der Annahme, dass sich das Judenviertel von Venedig am Anfang des 16. Jahrhunderts in unmittelbarer Nachbarschaft einer Kanonengießerei befand)] das, -s/-s, Bezeichnung von behördlich erzwungenen und räumlich beschränkten jüdischen Wohnvierteln, die von außen abgeriegelt werden und mit nächtlichem Ausgehverbot belegt sind; zuerst (1531) für Venedig belegt, wo 1516 ein Getto gegründet worden war. In übertragenem Sinn heißt Getto jeder Bezirk einer Stadt, in dem eine rassische, soziale oder religiöse Minderheit (zum Teil in aufgezwungener Segregation) lebt, z. B. der Stadtteil Harlem in New York. Die heutige Soziologie benutzt den Begriff jedoch nicht mehr »nur« zur Beschreibung räumlicher Beschränkung, sondern beschreibt mit ihm auch die Lage von Bevölkerungsgruppen, denen aufgrund ihrer (persönlich, aber auch gesellschaftlich bedingten) Lebenssituation eine Teilnahme am geistigen, kulturellen und politischen Leben der Gesamtgesellschaft nicht möglich ist beziehungsweise die als Minderheiten diskriminiert sind.
 
Als Minderheit zogen es Juden schon in der Antike (Rom, Alexandria) und im frühen Mittelalter vor, in bestimmten Straßen oder Stadtvierteln zusammenzuleben. Etwa seit dem Jahre 1000 wurden von christlicher Seite Bestimmungen eingeführt, die das Zusammenwohnen von Christen und Juden verboten. Es entstanden nun Judenquartiere oder -gassen, die von allen Seiten mit Mauern umgeben waren und nachts durch Tore geschlossen wurden. Gettos dieser Art waren v. a. in Italien, Spanien, Portugal, Deutschland und Österreich anzutreffen. Die gewaltsame Einführung von Gettos erfolgte im Rahmen der kirchlichen Judenpolitik (Papst Paul IV., 1555) im 16. Jahrhundert in Italien und Südfrankreich. Gettos bestanden auch in einigen deutschen Städten (Köln, Worms, Frankfurt am Main, Regensburg) und mancherorts in Ost- und Ostmitteleuropa (Prag). - Das Gemeindeleben innerhalb der Gettos folgte den Regelungen der jüdischen Selbstverwaltung mit eigener Gerichtsbarkeit und Kulturhoheit, die seit der Spätantike in jüdischen Städten und freiwilligen Wohngemeinschaften, »Judenvierteln«, gebräuchlich waren. - Mit der Verleihung der nominellen Bürgerrechte an die Juden im 18. und 19. Jahrhundert wurden die Zwangsgettos allmählich abgeschafft, als letztes das von Rom (1870). - Im Zweiten Weltkrieg errichteten die nationalsozialistischen Besatzungsbehörden ab 1940 in Polen (30. 4. erstes Getto in Lodz) und ab 1941 im Baltikum Großgettos (»Judenviertel«, »jüdische Wohnbezirke«), u. a. in den Städten Lublin, Lemberg, Warschau, Wilna, Kaunas, Riga. Dabei wurden bewusst so schlechte Existenzbedingungen für die Gettobewohner organisiert, dass zahllose Menschen aufgrund der allgemeinen Unterversorgung (mit Wohnraum, Lebensmitteln und Medikamenten) an Hunger oder Krankheit starben. Die meisten der unter diesen Bedingungen überlebenden Gettobewohner wurden ab 1942 (15. 1. Räumung von Lodz) in die Vernichtungslager abtransportiert (Holocaust). Diese Besatzungspolitik führte im Getto von Warschau, wo im April/Mai 1943 etwa 500 000 Juden leben mussten, zu einem Aufstand (Warschauer Aufstand), der blutig niedergeschlagen wurde.
 
 
G. Schwaberg: Das G. (Neuausg. 1993);
 R. Vishniak: Verschwundene Welt (a. d. Amerikan., Neuausg. 31996).

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Gẹt|to, Ghetto, das; -s, -s [ital. ghetto, H. u.; viell. aus dem Hebr. od. aus ital. getto = Gießerei (wegen der Nachbarschaft des ersten in Venedig belegten Judenviertels zu einer Kanonengießerei, nach der dieser Stadtteil schon vorher geheißen haben könnte)]: a) abgeschlossenes Stadtviertel, in dem die jüdische Bevölkerung abgetrennt von der übrigen Bevölkerung leben musste: die -s von Warschau; der Religionslehrer Salomo aus dem mährischen Getto (Fischer, Wohnungen 13); im G. leben; Die im Mittelalter in Europa weit verbreitete Übung der Juden, sich in geschlossenen Gettos anzusiedeln, wurde in der Periode des Absolutismus zwangsweise in der Mehrzahl der Staaten durchgeführt (Fraenkel, Staat 142); b) (meist abwertend) Stadtviertel, in dem diskriminierte Minderheiten, Ausländer od. auch privilegierte Bevölkerungsschichten zusammenleben: die -s der Schwarzen; angesichts der neuen Gettos in unseren Städten (Welt 1. 11. 74, 4); die Ausländer wohnen, leben hier in -s; Ü ein G. der Reichen, Alten, Homosexuellen; Die Armeeführer waren ... vorsichtig genug, ihre Verbände aus den Städten herauszunehmen und in Gettos fern der Bevölkerung zu konzentrieren (Spiegel 20, 1975, 78); c) bestimmter (sozialer, wirtschaftlicher o. ä.) geistiger od. seelischer Bezirk, aus dem man sich nicht entfernen kann: es mag Leute geben, die zu ihm (= Christus) beten; aber bleibt das nicht auf das Getto des Seelenlebens beschränkt? (Thielicke, Ich glaube 248); wenn die wirtschaftlichen Beziehungen des Landes noch stärker ... aus dem osteuropäischen Getto ausbrechen (MM 21. 8. 69, 2); Der sonst im Getto der 30 Prozent gefangenen CDU gelang ... ein befreiender Sprung nach vorn (MM 5. 3. 74, 2).

Universal-Lexikon. 2012.

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